Sauer macht lustig: Zitrusfrüchte im Fokus
Schon mal eine Amanatsu probiert? Oder schrumpelige Etrog, vielfingrige Buddhas Hand oder würzige Kaffirlimette? Die Vielfalt der Zitrusfrüchte ist erstaunlich. Von winzigen, mundgerechten Kumquats bis zu fußballgroßen Pomelos ist für jeden Geschmack etwas dabei. Dabei handelt es sich bei fast allen dieser leckeren Vitaminbomben um menschliche Züchtungen, die durch clevere Kreuzungen entstanden sind. Wie klein die große Vielfalt eigentlich angefangen hat und warum es sich lohnt, Zitrusfrüchte in den Speiseplan zu integrieren, verraten wir hier.
Zuhause im Zitrusgürtel
Zitruspflanzen lieben es (sub-)tropisch warm. Sie brauchen allerdings nicht nur warme, lange Sommer, sondern auch eine Kälteperiode. Denn ihre grünen Früchte färben sich erst gelb oder orange, wenn sie ein paar kühle Nächte erlebt haben. Das macht Zitrus auch zur klassischen Winterfrucht, die uns in der klirrend kalten Jahreszeit mit wertvollen Nährstoffen versorgt. Aufgrund dieser klimatischen Anforderungen gibt sogar einen entsprechenden „Zitrusgürtel“ – zwischen dem 20. und 40. Breitengrad gedeihen die immergrünen Sträuche und Bäume besonders gut.
Bei den Früchten handelt es sich eigentlich um Beeren mit ungewöhnlich harter Schale, deren Früchte in praktische Spalten zerfallen. Ihr aromatischer Saft ist, je nach Sorte, süß bis sehr sauer und kann auch leichte Bitternoten enthalten. Auch das in der Schale enthaltene ätherische Öl ist ein kräftiger Geschmacksgeber.
Es gibt mehr als 600 unterschiedliche Orangensorten.
Zitrusfrüchte: Vom Hang des Himalayas in die Welt
Menschen haben die Vorteile der Zitrusfrüchte schon relativ früh für sich entdeckt. Um 2000 v. Chr. wurden sie bereits als Tribut an einen chinesischen Kaiser erwähnt. Erste Handelsbeziehungen führten die frischen Früchte aus dem heimischen Südostasien zunächst über den Pazifik, vor allem nach Kalifornien, Florida und Brasilien, und später auch in den Mittelmeerraum, als Alexander der Große den Zitronenbaum von seinen Eroberungszügen zurückbrachte.
Diese Zitronatzitrone bestand damals allerdings noch mehr aus Schale als Fruchtfleisch. Wenig später folgten durch Handel auch „echte“ Zitronen und Bitterorangen. In Europa war die Zitrone zunächst vor allem für ihren Duft und medizinischen Aspekte beliebt, blieb als Importartikel jedoch ein echtes Luxusprodukt. Sorgfältig betreute und temperierte Orangerien und Zitronengärten konnten sich nur Reiche und Herrscher leisten. Ab dem 18. Jahrhundert wurden Zitrusfrüchte schließlich auch süddeutschen Märkten angeboten.
Bei Orangen und Grapefruits wird der ganze Baum normalerweise in einem Rutsch leergepflückt, bei Zitronen und Limetten eher nach und nach, je nach Reife.
Zitronatzitrone, Mandarine & Pampelmuse – das heimliche Power-Trio
Drei Jahrhunderte später können wir uns vor lauter Auswahl kaum retten. Orangen, Zitronen, Limetten, Grapefruits, Mandarinen, Uglis, Sweeties … Doch was uns heute im Supermarkt anlacht, stammt von nur drei Ur-Sorten ab: der dickschaligen Zitronatzitrone (Citrus medica), der Mandarine (Citrus reticulata) und der Pampelmuse (Citrus maxima).
Da alle Zitrusfrüchte genetisch kompatibel und sehr mutationsfreudig sind, begannen Züchter schon früh, vielversprechende Sorten gezielt zu kombinieren und kreuzen. Aus Mandarine und Pampelmuse wurden so Orange und Bitterorange, aus Orange und Pampelmuse dann Grapefruit und Pomelo, aus Bitterorange und Zitronatzitrone unsere heutige Zitrone und aus Mandarine und Orange schließlich Clementinen, Satsumas und anderen handliche Snacks. Wie viele unterschiedliche Zitrussorten es mittlerweile tatsächlich gibt? Weiß tatsächlich niemand so genau. Denn es jedes Jahr werden es mehr, da durch Kreuzungen immer neuen saftige Arten und Hybride geschaffen werden.
Eine pragmatische Liste ist hier verlinkt, doch eigentlich ist viel spannender, was in den Zitrusfrüchten steckt.
Ein Herz für Zitrus
Alle Zitrusfrüchte enthalten sehr viel Vitamin C: Eine einzige mittelgroße Orange deckt locker unseren ganzen Tagesbedarf. Gerade im Winter sind Zitrusfrüchte deshalb wertvolle, gesunde Vitaminlieferanten, die von Matrosen auf hoher See nicht umsonst zur Skorbutvorbeugung geschätzt wurden.
Nebenbei liefert Zitrus reichlich Vitamine und Mineralstoffe, u. a. B-Vitamine, Kalium, Phosphor, Magnesium und Kupfer und enthält 60+ Phytonährstoffe (u. a. Bioflavonoide, Karotenoide und ätherische Öle).
Gerade am Kalorienzählen? Dann keine Angst vor Zitrus: Dank ihrem hohen Wasser- und Ballaststoffgehalt dürfen Zitrusfrüchte ruhig regelmäßig auf den Speiseplan.
Energiegehalt der beliebtesten Zitrusfrüchte
- 1 kleine Mandarine: 35 kcal
- 1 mittelgroße Orange: 62 kcal
- 1/2 pinkfarbene Grapefruit: 52 kcal
- 1/2 weiße Grapefruit: 39 kcal
- Saft einer Zitrone: 12 kcal
Weitere Infos zu den Gesundheitseigenschaften von Zitrusfrüchten finden Sie in unserem Beitrag zur gesunden Zitrone.
Die bisher größte Zitrone wog bei der Ernte fast 5,3 kg.
Mit etwas Vorsicht zu genießen
Obwohl Zitrusfrüchte absolut gesund sind, sollte man es bei ihrem Verzehr natürlich nicht übertreiben. Grundsätzlich fallen (auch frisch gepresste) Säfte eher in die Süßigkeits-Kategorie. Sie enthalten pro Portion sehr viel mehr natürlichen Zucker und deutlich weniger Ballaststoffe als die ganze Frucht. Gleichzeitig kann die enthaltene Säure bei Dauerkonsum den Zahnschmelz angreifen. Hier lieber ab und zu eine normale Portion in einem Rutsch verzehren, als über den ganzen Tag verteilt Zitronenwasser nippen.
Von Grapefruit ist bekannt, dass sie mit vielen Medikamenten wechselwirken und bspw. deren Wirkung auch deutlich verstärken kann. Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, lesen Sie vorher den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker wegen Wechselwirkungen.
Zitrusvielfalt: Wie wär’s mit etwas Inspiration?
Wer bei Zitrus automatisch an Orangensaft oder die obligatorische Zitronenscheibe im Drink denkt, darf seinen kulinarischen Horizont ruhig etwas erweitern. Schon beim Kochen bringt ein Spritzer Zitrus gleich neue Frische und Komplexität ins Spiel. Kaffirlimettenblätter veredeln asiatische Currys, während die Bergamotte-Orange nicht nur für das berühmte Earl-Grey-Teearoma sorgt, sondern auch als Aromatherapieöl die Laune liften kann. Bitterorangen machen Marmelade oder Cocktails interessanter und Orangenblütenwasser ist aus der nahöstlichen Küche schon lange nicht mehr wegzudenken.
Voll im Trend ist die südostasiatische Yuzu. Meisterköche lieben die kleine, schrumpelige, gelbgrüne Frucht, die entfernt an eine Mini-Grapefruit erinnert, und orientieren sich dabei an der koreanischen und japanischen Küche. Dort wird das Aromawunder wie eine Zitrone (Saft und Zeste) verwendet oder zu einem würzigen Essig verarbeitet. Die etwas bizarr anmutende Buddhas Hand-Zitrone war in China ursprünglich ein Symbol für Reichtum, aber auch Bestechlichkeit. Obwohl sie kein Fruchtfleisch enthält, ist auch sie ein großer Renner: als Raumduft oder in Alkohol eingelegt.
Selbst testen lohnt sich: Wir wünschen viel Spaß beim Erkunden der riesigen Zitrusvielfalt!